Informiert, uninformiert, desinformiert? Digitale Ideen zur Medienbildung in Zeiten von KI, Nachrichtenmüdigkeit und gefühlten Wahrheiten.
10. Oktober 2023 | 10:00 – 17:30 Uhr | Tagungshaus Hoffbauer – Hermannswerder 23 | 14473 Potsdam
Informationen bewerten, interpretieren und einordnen zu können, ist unabdingbar, um sachgerechte Entscheidungen zu treffen, sich Meinungen zu bilden, fundiert an gesellschaftlichen Debatten teilzunehmen und damit auch wesentlich für demokratische Teilhabe.
Vertrauen, Wahrheit, Quellenrecherche.
Desinformation beeinflusst unsere Meinungsbildung
Medien und insbesondere das Internet gehören zu den meistgenutzten Informationsquellen, um sich über ausgewählte Themen näher und umfangreicher zu informieren. Allerdings steigt mit der stetig wachsenden Informationsflut und den vermehrten digitalen Informationsangeboten ebenso die Menge an Desinformation im Internet und damit auch ihr Einfluss auf unsere Meinungsbildung. Je nach Zielstellung der Desinformation sind sämtliche gesellschaftlich relevanten Bereiche und Diskurse betroffen. Das umfasst alle innen- und außenpolitischen Themen, wie z. B. Nachhaltigkeit, Klimaschutz, Mobilität, Rüstungs- und Gesundheitspolitik, ebenso wie die Debattenkultur, die von unterschiedlichsten Haltungen, Werten und dem jeweiligen Tonfall geprägt wird.
Um Desinformation von seriösen Inhalten unterscheiden zu können, ist es daher entscheidend zu wissen, wie Medien arbeiten, woher Informationen stammen und in welcher Form sie präsentiert werden können.
Erschwerend für die Einschätzung von Informationen bzw. Nachrichten, ist darüber hinaus der Einsatz von KI-Technologien in den Medien, der oft nicht ersichtlich ist, dessen Ergebnisse algorithmisch bestimmt sind und schlimmstenfalls sogar mit erfundenen Quellen belegt werden.
Nachrichtenflut, Nachrichtenmüdigkeit, gefühlte Wahrheiten.
Desinformation als Folge unserer Wahrnehmungsgewohnheiten
Mit dem permanenten Strom an aktuellen Informationen, oftmals zu Themen, wie kriegerischen Auseinandersetzungen, Klimawandel oder anderen beängstigenden Inhalten und der stetigen Verunsicherung bei ihrer Einordnung, gehen Gefühle zunehmender Überforderung und Erschöpfung einher. In der Konsequenz wird die Auseinandersetzung mit Nachrichten vermieden. Um sich zu schützen, bleibt man lieber uninformiert. Dieses Phänomen wird als Nachrichtenmüdigkeit oder auch News Fatigue beschrieben. Fehlt der Abgleich mit verlässlichen Informationen, hat es Desinformation allerdings entsprechend leichter sich zu verankern. Trifft sie dann noch auf das Gefühl, dass eine Information oder Nachricht irgendwie schon bekannt ist, wird sie im Zweifelsfall schnell als wahr eingeordnet, unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt.
Informieren, diskutieren, vernetzen.
Medienbildung als Lösung
Die diesjährige Netzwerktagung “Medienkompetenz stärkt Brandenburg” thematisiert den Einfluss von Desinformation auf unterschiedliche gesellschaftliche Bereiche im Zusammenhang mit Meinungsbildung und Wahrnehmungsgewohnheiten.
Keynote und Input im ersten Teil der Tagung bieten aktuelle wissenschaftliche und gesellschaftspolitische Hintergrundinformationen, während die Projektworkshops im zweiten Teil praxisorientierte Ansätze für die (eigene) Medienbildung vorstellen. Während der gesamten Tagung haben Sie Gelegenheit, sich aktiv mit Ihren Fragen und Erfahrungen zu beteiligen und auszutauschen. Daneben bietet die Tagung auch Raum für individuelle Gespräche und Netzwerkarbeit.
Programm
Welcome
9.30 Uhr: Anmeldung
10.00 Uhr: Begrüßung & Grußworte
- Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg
- Medienanstalt Berlin Brandenburg (mabb)
- Landesfachverbandes Medienbildung Brandenburg e.V.
Keynote & Forschungsüberblick
10.35 Uhr: Buzz groups
10.45 Uhr Keynote
„Overnewsed, but underinformed“?
Herausforderungen der Meinungsbildung im Netz und wie (Medien-)Pädagogik darauf reagieren müsste
Prof. Andreas Büsch – Professor für Medienpädagogik und Kommunikationswissenschaft an der KH Mainz, Leiter der Clearingstelle Medienkompetenz der dt. Bischofskonferenz
11.30 Uhr: Fragerunde aus den Buzz groups
11.50 Uhr: Mittagspause
12.50 Uhr: Forschungsüberblick
Digitale Nachrichten- und Informationskompetenz
Sonderauswertung für die Region Berlin/Brandenburg – Aktuelle Zahlen zum Nachrichteninteresse und Umgang mit Desinformation
Anne Beier, Forschungsreferentin Medienanstalt Berlin Brandenburg (mabb)
Workshops
13.40 Uhr: Workshops
Desinformation im Netz, Verschwörungserzählungen und Fake News sind für die politische Meinungsbildung in demokratischen Gesellschaften eine zentrale Herausforderung. Medienpädagogik und Medienbildung sind hier gefordert, Ansätze weiterzuentwickeln und auch neue Wege an der Schnittstelle zur Politischen Bildung zu gehen. Es reicht nicht aus, Jugendliche darin zu schulen, durch vorgegebene Prüfwerkzeuge Fake News zu erkennen und diese mit Fakten zu widerlegen. Vielmehr braucht es darüber hinaus eine intensive Auseinandersetzung mit den dahinterstehenden Mechanismen. Im Workshops stellen wir verschiedene Ansätze vor, wie wir Desinformation im Netz, Verschwörungserzählungen und Fake News medienpädagogisch begegnen und welche besonderen Herausforderungen wir dabei sehen. Wir greifen dabei insbesondere auf die Erfahrungen und Projektansätze aus unseren Projekten „Isso! Jugendliche gegen Desinformation“ (https://rise-jugendkultur.de/isso/) und TruthTellers (https://www.truthtellers.de/), sowie Präventionsprojekten im Rahmen unserer Schulkooperationen am Meko Neukölln (https://meko-neukoelln.berlin/) zurück und stellen diese gerne zur Diskussion.
Im Workshop gibt einen Enblick in die Prävention von Online-Radikalisierung. Einerseits wird der Umgang mit Ideologien der Ungleichwertigkeit im Bildungskontext und entsprechende Handlungsoptionen thematisiert. Andererseits wird betrachtet, wie menschenfeindliche Akteur_innen in digitalen Räumen auftreten und dort ihre Inhalte verbreiten. Abschließend werden pädagogische Zugänge und Methoden vorgestellt, ausprobiert und besprochen.
Der Einsatz von KI wird unsere Gesellschaft die nächsten Jahre und Jahrzehnte prägen. Doch nur wenn man die Funktionsweisen und Methoden von KI versteht, kann man darüber diskutieren und Probleme, die durch die Verarbeitung von großen Datensätzen ethisch und gesellschaftlich entstehen, analysieren. Die Frage, wie sich komplexe Themen wie KI oder Data Science anschaulich und einfach in Bildungskontexten mit Jugendlichen diskutieren und vermitteln lassen, steht in diesem Workshop im Mittelpunkt.
Wir stellen Möglichkeiten vor, wie man mit zunächst einfachen Übungen bestimmte KI-Methoden grundlegend verstehen kann. Wir werden dabei auch mit einem realen Datensatz in Orange3, einem Datenanalysetool, arbeiten und diese Methode vorstellen, die sich in der Arbeit mit Jugendlichen sehr gut realisieren lässt.
Hinweis:
Vom Veranstalter können nur bedingt Laptops zur Verfügung gestellt werden. Um mit dem Datenanalysetool Orange3 zu arbeiten, müssten Sie dieses bitte bereits am Tag vor dem Workshop auf ihrem eigenen Laptop installieren. Es kann unter https://orangedatamining.com/ heruntergeladen werden und benötigt längere Zeit zur Installation.
Die künftigen Risikodimension durch generative KI-Anwendungen in ihrer Gesamtheit zu bestimmen ist wie ein Blick in die Glaskugel zu werfen. Wie können junge Menschen befähigt werden, sich vor gefährdenden Einflüssen durch KI zu schützen, sie kritisch und konstruktiv einzusetzen und ihre Demokratieresilienz zu stärken? Der Workshop bietet die Möglichkeit einer gemeinsamen Annäherung.
In unserer heutigen digitalen Welt sind Hate Speech und Desinformation zu ernsthaften Bedrohungen für unsere Demokratien geworden. Die Auswirkungen auf die Gesellschaft sind vielschichtig und erfordern neben Politik und Justiz auch zivilgesellschaftliches Engagement in Form von digitaler Zivilcourage. In diesem Workshop werden wir die gesellschaftlichen Folgen von Hate Speech und Desinformation erörtern und gemeinsam diskutieren, wie wir effektiv mit Jugendlichen zum Thema digitaler Zivilcourage arbeiten können.
15.10 Uhr: Kaffeepause
15:40 Uhr: Vorstellung der Workshopergebnisse und Tagungszusammenfassung
16.00 Uhr: Verabschiedung und Ende der Veranstaltung
Moderation: Margaux Richet
15.10 Uhr: Kaffeepause
15:40 Uhr: Vorstellung der Workshopergebnisse und Tagungszusammenfassung
16.00 Uhr: Verabschiedung und Ende der Veranstaltung
Moderation: Margaux Richet
Anmeldung
Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenfrei.
Wir sind dennoch bestrebt, eigene Mittel und Fördergelder so sorgsam wie möglich zu verwenden. Dafür benötigen wir Ihre Mithilfe.
Bitte melden Sie sich verbindlich für die Netzwertagung an. Sollten Sie dennoch verhindert sein, bitten wir Sie um eine rechtzeitige Information via zentrale@medienbildung-brandenburg.de.
Herzlichen Dank!
Die Tagung ist als Lehrerweiterbildung anerkannt. Lehrer*innen melden sich bitte zusätzlich im FortbildungsNetz auf www.tisonline.brandenburg.de an. Die TIS-Nummer lautet: 23L330801.
Die Anzahl der Plätze ist begrenzt. Bitte melden Sie sich rechtzeitig an.